Le Morne Brabant – Kletterpartie auf den überdimensionalen Felsen von Mauritius
Der Wecker läutet diesmal um 5 Uhr morgens. Auf geht’s in den Süden. Heute wollen wir den Le Morne Brabant besteigen. Zusammen mit Helena, Oliver und Matthias wagen wir den viel gefürchteten Riesenfelsen.
Der Le Morne Brabant ist ein 556 Meter hoher Berg, der aussieht wie ein Riesenfelsen am Strand. Er bedeckt ein Gebiet von mehr als 12 Hektar. Im 19. Jahrhundert flohen Sklaven auf den Berg. Am 1. Februar 1835 wurde eine Polizeiexpedition anlässlich des Endes der Sklaverei in Mauritius auf den Berg geschickt. Viele Sklaven verstanden das falsch und stürzten sich vom Berg in den Tod, weil er Richtung Afrika zeigt. Seit diesem tragischen Tag wird der 1. Februar in der Kreolischen Gesellschaft auf Mauritius als Feiertag für das Ende der Sklaverei gefeiert.
So stehen wir um 7:30 Uhr in der Früh beim Tor vor dem Berg. Wir checken noch einmal, ob alle genug Wasser mithaben und gut mit Sonnencreme eingecremt sind. Es soll sehr heiß werden heute – ca. 38° Celsius. Der Anstieg wirkt noch recht gemütlich und wir plaudern dabei alle sehr nett. Immer wieder bleiben wir stehen und genießen die wunderbare Aussicht über die Strände aus Korallensand am Fuße des Berges. Dann stehen wir auf einmal auf einem Art Sammelplatz und lesen ein dort angebrachtes Schild. Es weist uns darauf hin, dass es nun sehr steil werden wird und wir gutes Schuhwerk brauchen. Wir besprechen in der Gruppe, dass wir einfach mal losgehen und den anderen ehrlich mitteilen, wie es uns geht.
Es wird schnell steil und felsig. Jetzt ist es Schluss mit dem Geplaudere. Jeder ist nun für sich und überlegt sich jeden Schritt. Mir macht es richtig Spaß dort hinaufzuklettern. Die Aussicht wird Schritt für Schritt imposanter. Uns kommen einige Menschen entgegen. Lustig, das erste Mal hier auf Mauritius, dass wir beim Wandern auf Menschen treffen. Bis jetzt waren wir immer die einzigen im Dschungel. Aber diese Wanderung hier ist doch sehr bekannt. Auf jeden Fall kommen wir mit insgesamt sieben Österreichern ins Gespräch, die entweder auf den Berg hinauf unterwegs sind oder schon wieder herunterkommen. Helena macht sich lustig, dass wir ja eigentlich nur 8 Millionen Österreicher sind. Es wirkt aber, als wäre gerade ganz Österreich hier auf Urlaub.
Mittlerweile ist die Sonne schon so stark, dass wir beschließen uns lange, weiße Shirts anzuziehen. Einen Hut haben wir sowieso alle auf. Nach einer kurzen Umziehpause, geht es weiter hoch in den Felsen. Plötzlich sehe ich oberhalb mir ein Pärchen stehen und chillen. Ich frage sie ganz verwundert, ob das schon der Gipfel ist. Sie meinen „ja“, ob ich denn nicht froh bin, endlich oben zu sein? Tatsächlich hätte ich es nicht erwartet, dass das letzte Stück so schnell vergeht.
Oben angekommen genießen wir die 360° Aussicht über die Lagune. Es ist zwischen 10 und 11 Uhr. Das ist auf der einen Seite nicht so toll, weil wir ziemlich in die Mittagssonne kommen. Auf der anderen Seite haben wir den Gipfel jetzt ganz für uns alleine. Alle anderen Wanderer sind schon wieder auf den Weg hinunter. Wir können also in Ruhe oben jausnen und Fotos machen. Dann blicken wir um uns herum: Die Aussicht ist atemberaubend von hier oben. Es ist schon heiß. Deshalb beschließen wir uns wieder auf den Weg zu machen.
Nun sind wir alle auf den Abstieg gespannt. Beim Hinuntergehen ergibt es sich, dass wir alle miteinander plaudern. Trotzdem sind wir achtsam wo wir unsere Schritte hinsetzen. Durch das Plaudern vergeht die Zeit schnell. Wir können garnicht glauben, schon wieder beim Sammelpunkt mit dem Warnungsschild angekommen zu sein. Etwaige Befürchtungen, dass der Abstieg schlimmer sein könnte als der Aufstieg, haben sich somit auch erledigt. Wir müssen jedoch schon dazu sagen, dass man diesen Berg nicht unterschätzen darf. Wir haben Touristen gesehen und mit ihnen geplaudert, die barfuß dort hinauf unterwegs waren. Ohne Wasser, ohne Hut und Sonnenschutz. Wir haben ihnen abgeraten weiterzugehen. Ein anderes Pärchen war im Bikini und Badehose unterwegs. Sicher auch keine gute Idee. Solche Berge dürfen nicht unterschätzt werden, auch wenn sie wahrscheinlich in den meisten Reiseführern als „Must“ angepriesen werden. Wir sind sehr froh, dass wir so gute Wanderschuhe haben und sonst auch immer gut für den Berg ausgestattet sind. Wir gehen nie ohne First-Aid-Kit, Taschenmesser, Regenschutz, genug Wasser und Proviant auf einen Berg. So fühlen wir uns sicher.
05/09/2018
Ursi
Das ist wirklich toll, was ihr alles erlebt.
Und auch ziemlich mutig.
05/09/2018
Marie Richtsfeld
Danke, ja diese Wanderung war echt nicht ohne … aber die Aussicht wars wert 😉
27/10/2018
Julia Block
Kann man den Berg denn aktuell bis zum Kreuz ohne Guide besteigen? Leider findet man ganz unterschiedliche Angaben dazu im Internet.
29/10/2018
Marie Richtsfeld
Wir können dazu leider keine Auskunft geben, weil wir es selbst nicht herausgefunden haben. Die meisten Wanderer waren jedoch ohne Guide unterwegs.